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Frauenwörther Gespräche: Prof. Hans-Werner Sinn zur Europa-Krise

FrauenwoertherGespraecheZuhören, nachdenken, Gedanken austauschen und beten – das ist die Veranstaltungsstruktur der seit 21 Jahren auf der Fraueninsel stattfindenden „Frauenwörther Gespräche“. Auf Einladung vom Bezirk Berchtesgadener Land/Traunstein des Wirtschaftsbeirates Bayern (WB) und mit Unterstützung vom Bund Katholischer Unternehmer (BKU) kamen heuer 150 Vertreter von Kirche, Kultur, Wirtschaft und Medien sowie eine 25-köpfige BKU-Gastgruppe einer Wirtschaftsdelegation aus Mexiko auf die Fraueninsel. Heuriger Gastredner war Prof. Dr. Dr. h.c. mult. Hans-Werner Sinn, ehemaliger Präsident des ifo-Instituts und Professor an der Ludwig-Maximilians-Universität in München. Sein Thema lautete: „Aus der Krise zu einem neuen Europa“. 
„Es wird kein Stein auf dem anderen bleiben!“ – mit diesem Satz und gleichzeitig vor der klösterlichen Aula einsetzendem Gewittersturm verband Prof. Sinn die Entwicklung Europas nach dem Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Gemeinschaft. „Auf den Tag genau vor einem Jahr war das Referendum in Großbritannien, damit begann gleichsam einem Sturm die Verwüstung des europäischen Gedankens“, so Prof. Sinn, der es weiter als naiv bezeichnete, die Engländer als Reisende zu sehen, die man ziehen lassen soll. England, immerhin drittwichtigster Export-Markt für Deutschland, hat eine Wirtschaftsleistung, die so groß ist wie die Wirtschaftsleistung der 20 kleinsten EU-Mitgliedsstaaten zusammen. Damit hat der Brexit dramatische Auswirkungen für die gesamte Staatengemeinschaft und als Folge forderte Prof. Sinn die Neuverhandlung der EU-Verträge. Prof. Hans-Werner Sinn, der weltweit mit der Gründung eines Forscher-Netzwerkes und in verständlicher Sprache komplexe Zusammenhänge auch in vielen Büchern einer breiten Öffentlichkeit zugänglich machen kann, machte deutlich, dass die aktuellen Bemühungen des neuen französischen Präsidenten Emmanuel Macron unter anderem mit dem Ziel einer gemeinschaftlichen Einlagenversicherung in Europa zu gefährlichen Spannungen zwischen Süd- und Nordeuropa, zur Gefährdung des Euro sowie zu Risiken bei den Finanzmärkten und in den Staatshaushalten führen können. 
Lang anhaltendes Interesse der Zuhörer und starker Applaus waren dankbare Zeichen für die Erläuterungen des Wirtschafts-Experten. Passend zu den Ausführungen von Prof. Sinn sagte in einem Grußwort Äbtissin Johanna Mayer, OSB: „Vergessen wir auch in der Krise nicht die christliche Zuversicht und die christliche Hoffnung.“ Die Vorsteherin der 2o Benediktinerinnen, die im Konvent auf der Fraueninsel betend und arbeitend ihren Dienst tun, dankte dem Wirtschaftsbeirat und dem Bund Katholischer Unternehmen für deren Veranstaltungstreue und für die immer wieder hochkarätigen Referenten. In den bisherigen Vorträgen waren unter anderem der Erzabt von Salzburg, Erzbischof Kardinal Reinhard Marx, Bischof Dr. Rudolf Voderholzer, SKH Otto von Habsburg oder der vor wenigen Tagen verstorbene Alt-Kanzler Dr. Helmut Kohl auf der Fraueninsel zu Gast. Tradition ist es dabei, dass sich die Referenten einer Diskussion stellen. Diskussionsleiter und Bayernbund-Landesvorsitzender Adolf Dinglreiter fasste dabei die Beiträge zusammen mit dem Wunsch, dass die von Prof. Sinn erläuterten Zusammenhänge von Wirtschaft und Finanzen noch stärker den Verantwortlichen in der Politik nähergebracht werden. Als gemeinsame Gastgeber dankten Dr. Albert Gresser als Vorstand der Diözesangruppe München und Freising des BKU und Generalsekretär Dr. Johann Schachtner vom Wirtschaftsbeirat Bayern dem Konvent auf der Fraueninsel für dessen Engagement, ohne diesem die Frauenwörther Gespräche nicht möglich wären. Wie in den Vorjahren wurden nach Abzug der Kosten die Tagungserlöse für das Kloster und dabei ganz speziell für die Neugestaltung des Chorgestühls in der Chorkapelle zur Verfügung gestellt. 1.235 Euro konnte abschließend Dr. Michael Elsen als Vorsitzender des BKU-Bezirks Berchtesgadener Land/Traunstein an Äbtissin Johanna Mayer, OSB überreichen. Dr. Elsen dankte seinerseits nochmals Prof. Hans-Werner Sinn für seinen Vortrag und er zitierte aus dem Werk „Le livre de Curtisan“ von Baldassarre Castiglione aus dem Jahr 1528 mit den Worten: „Europa hat des unumgängliche und edle Ziel, in Frieden und Harmonie zusammenzuleben, ohne die einzelnen Unterschiede zu unterdrücken, sondern ganz im Gegenteil, dass man bewusst machen möge, die verschiedenen Eigenschaften zu einem wahren Reichtum zusammenzuführen.“ Nach der Tagung trafen sich die Teilnehmer noch im Münster zu einer Heiligen Messe mit Pater Christof Wolf, SJ als Zelebrant und Prediger und mit Andrea Wittmann an der Orgel, ehe eine genüssliche Einkehr beim Klosterwirt noch Gelegenheit zur Fortsetzung des Gedankenaustausches bot.

Text/Foto: Hötzelsperger – Eindrücke von den Frauenwörther Gesprächen: (v. li.) Adolf Dinglreiter, Dr. Michael Elsen, Prof. Hans-Werner Sinn, Äbtissin Johanna Mayer OSB, Dr. Johann Schachtner und Dr. Albert Gresser.

Nähere Informationen: www.wbu.de

 

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